Perfektionismus in allen Lebenslagen und –bereichen ist etwas typisch Weibliches, wie ich finde.
Ich hab jedenfalls nur weniger Männer getroffen, die Perfektionismus in allen Lebensbereichen anstreben. Ich kenne Männer, die in ihrem Beruf Perfektion anstreben, ich kenne Männer, die einen perfekten Körper anstreben. Aber ich kenne keine Männer, die Perfektion im Beruf, im Haushalt, als Vater, als Ehemann und einen perfekten Körper anstrengen.
Männer streben immer nur in einem Lebensbereich Perfektion an, das reicht. Vielleicht liegt das auch daran, dass sie nicht so multitaskingfähig sind wie wir Frauen. (Sollten das hier auch Männer lesen, bitte ich um Korrekturen im Kommentarfeld, wenn ich mit meiner Einschätzung völlig daneben liege.)
Wir Frauen streben überall Perfektion an. Wir möchten die perfekte Mutter sein, die perfekte Ehefrau, der Haushalt soll perfekt laufen, das Zuhause perfekt aussehen, im Job möchten wir möglichst alles perfekt machen und die perfekte Figur inkl. perfekter Frisur und Make-up sollen möglichst auch noch sein.
Dir wird schon beim Lesen schwindlig? Mir auch.
Kinder, Job, Haushalt, perfekte Figur sind so einfach zu vereinbaren
Stars wie Heidi Klum, die vier Kinder bekommen, danach gleich wieder mit der perfekten Figur auf dem Laufsteg zu sehen sind, nebenbei noch geschäftlich sehr erfolgreich sind und für ihren jungen Freund um den Erdball jetten, gaukeln uns diese Perfektion vor.
Oder Ursula von der Leyen, die anscheinend so ganz nebenbei mit sieben Kindern zuerst als Ärztin arbeitet und dann politische Karriere macht.
Oder deine Nachbarin die alleine drei Kinder erzieht, arbeiten geht, sich ehrenamtlich engagiert und es auch noch schafft, den selbstgebackenen Kuchen zum Kindergartenfest mitzubringen.
Also ich komme da schon ins Grübeln, was ich falsch mache, dass ich mich manchmal mit einem Kind, Mann, Job und Haushalt überfordert fühle.
Geht es dir genauso?
Hör auf dich zu vergleichen
Ich habe es inzwischen aufgegeben (mit kleinen Rückfällen ), mich zu vergleichen.
Tatsache ist: Du weißt nicht, wie es bei Frau Klum, Frau von der Leyen oder deiner Nachbarin wirklich aussieht. Du siehst nur die äußere Fassade, die sie uns zeigen wollen und die heißt „ich wuppe das alles mit links“.
Du weißt nicht, wie es bei Ihnen zu Hause aussieht, wie viel Hilfe sie sich leisten, ob sie nicht auch manchmal nahe dran sind, alles hinzuwerfen, weil es ihnen zu viel wird.
Du weißt nicht, wie belastbar sie sind, ob sie nicht auch manchmal keine Nerven mehr haben, weil sie einfach zu wenig geschlafen haben.
All das weißt du nicht, weil du ihre wahre nicht Situation kennst.
Deshalb ist es Schwachsinn, sich mit Menschen, die man nicht wirklich kennt zu vergleichen.
Jeder Mensch ist anders. Du bist anders als deine Nachbarin, Frau Klum und Frau von der Leyen.
Du hast andere Werte und Prioritäten, und du hast andere Belastungsgrenzen. Also hör auf dich zu vergleichen und die scheinbare Perfektion dieser Frauen anzustreben.
Die eigenen Ansprüche
Die Forsa-Studie, die die Zeitschrift Eltern vor kurzem in Auftrag gegeben hat, hat es ans Licht gebracht. 50 % der Mütter setzen sich durch die eigenen Ansprüche unter Druck, immerhin noch 41 % fühlen sich durch gesellschaftliche Normen unter Druck gesetzt.
Da ist er wieder der Perfektionismus, bei den eigenen Ansprüchen!
Du gehst arbeiten, wuppst nebenher auch noch den Haushalt, verbringst so viel Zeit wie möglich mit deiner Familie und engagierst dich ehrenamtlich.
Natürlich förderst du nebenbei auch noch deine Kinder, fährst sie zur Klavierstunde, ins Ballett, zum Fußball und zum Englisch-Unterricht für Kleinkinder. Du bastelst mit ihnen, überlegst dir Ausflugsziele für das Wochenende und bietest ihnen eine unbeschwerte Kindheit.
Einen Kuchen für das Kindergartenfest bringst du gerne mit, natürlich selbstgebacken. Ach ja, die Faschingskostüme für deine Kinder und für dich und deinen Partner nähst du auch selbst und für jedes deiner Kinder legst du wunderschön gestaltete Fotoalben an.
Und bei all dem hältst du dich mit Pilates oder Yoga fit, hast Modelmaße und sieht immer top aus.
Vieles von dem, was ich da aufgezählt habe, sind deine eigenen Ansprüche an dich. Und die setzen dich unter Druck und stressen dich.
Wenn es aber deinen eigenen Ansprüche sind, dann kannst du sie auch ganz leicht ändern. Du allein bist es, die aus dieser Stressspirale und der Perfektionismusfalle aussteigen kann.
Sei unperfekt
Es schreibt dir niemand außer DIR vor,
- dass es bei dir so sauber sein muss, dass man vom Boden essen kann,
- dass nirgendwo Schmutzwäsche herumstehen darf,
- dass deine Kinder zum Fußball, Ballett und Englischunterricht müssen,
- dass du jedes Wochenende deinen Kindern ein außergewöhnliches Ereignis bieten musst,
- dass du einen Kuchen zum Kindergartenfest mitbringen musst,
- dass es unbedingt kreativ gestaltete Fotoalben sein müssen und
- dass du eine Figur wie aus einem Hochglanzmagazin haben musst.
Hör auf, dich mit deinen Ansprüchen unter Druck zu setzen. Sag öfter mal Nein und pfeif darauf, was die anderen von dir denken. Es ist dein Leben! Und du bestimmt, wie du es führst.
Sei diese Woche einmal bewusst unperfekt.
Überlege dir, was dir wirklich wichtig ist im Leben. Was sind deine drei wichtigsten Werte?
Dann liste auf, was du alles machst und wo du dich selbst unter Druck setzt. Kannst du mit all den Verpflichtungen deine Werte leben? Nein? Dann fang an zu streichen.
Streich alles, was dich daran hindert, deine Werte zu leben.
Was möchtest du in Zukunft einfach sein lassen? Wo kannst du in Zukunft unperfekt sein?
Wenn es dir schwerfällt, dann streich erst einmal eine Sache. Das kann auch eine winzig kleine Sache sein, du wirst sehen, wie dir auch das schon Erleichterung bringt.
Lass den Perfektionismus sein. Dein Leben wird ohne Perfektionismus so viel einfacher.
Ich bin wie immer gespannt auf deine Erfahrungen, Erkenntnisse und Kommentare.
Entspannte Grüße
Birgit
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Zum Nachlesen sind hier die bisher erschienenen Artikel der Serie “52 Schritte, die dein Leben vereinfachen”:
Schritt 2: Lass Dinge los, die dich ärgern
Schritt 4: Entrümple deine To-Do-Liste
Schritt 5: Bring diese Woche etwas zu Ende
Schritt 6: Lass weniger Papier ins Haus